Verstehen, was wirklich gesagt wird.
Kommunikation – Schlüssel zu guter Zusammenarbeit, reibungslosen Prozessen und starken Beziehungen. In unserer Artikelreihe zu Kommunikation schauen wir uns an, was passiert, wenn wir kommunizieren, und vor allem: wie wir immer besser werden können.
Teil 2: Die 4 Seiten der Kommunikation.
Kennst du das? Ein einfaches Gespräch eskaliert plötzlich, irgendwo ist ein Missverständnis entstanden, und am Ende fragt man sich: „Wie konnte das passieren?“ Die Antwort könnte im 4-Seiten-Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun zu finden sein. Es hilft uns zu verstehen, warum wir aneinander vorbeireden, wie Missverständnisse passieren und wie wir klarer kommunizieren können.
Die vier Seiten einer Nachricht
Laut Schulz von Thun besteht jede Nachricht aus vier verschiedenen Ebenen, die gleichzeitig mitschwingen. Der Sender meint vielleicht etwas Bestimmtes, doch der Empfänger hört etwas ganz anderes. Und genau hier liegt der Knackpunkt!
- Die Sachseite – Was ist der Inhalt? Hier geht es um die reine Information. Stell dir vor, eine Frau und ein Mann sitzen gemeinsam im Auto – Du kannst entscheiden, wer Fahrer/in und wer Beifahrer/in ist 😊 Sie stehen an einer Ampel und der/die Beifahrer/in sagt: „Die Ampel ist grün.“ Eine einfache Feststellung. Doch das ist nur eine der vier möglichen Botschaften.
- Die Selbstoffenbarungsseite – Was sagt der Sender über sich selbst? Jede Nachricht enthält auch eine Selbstaussage. Und welche kann das wohl sein? Vielleicht bedeutet „Die Ampel ist grün“ eigentlich „Ich habe es eilig“ oder: „Ich wäre schon längst losgefahren.“ Diese Ebene zeigt uns, was der Sender – bewusst oder unbewusst – von sich preisgibt.
- Die Beziehungsseite – Wie stehen wir zueinander? Mit jeder Nachricht geben wir auch Hinweise darauf, wie wir die Beziehung zum Gegenüber sehen. Hier kommt es auf Tonfall, Mimik und Körperhaltung an. „Die Ampel ist grün“ kann also auch heißen: „Ich muss Dir helfen“ oder „Du bist unaufmerksam“ oder: „Würde ich fahren, würde das alles etwas schneller gehen.“
- Die Appellseite – Was soll der Empfänger tun? Oft steckt in einer Aussage eine Aufforderung. Was ist wirklich gemeint und gewollt, wird aber nicht explizit ausgesprochen? „Die Ampel ist grün“ heißt verklausuliert also vielleicht „Du kannst weiterfahren“ oder „Fahr doch endlich los!“– je nachdem, was der Sender beabsichtigt.
Warum kommt es zu Missverständnissen?
Das Problem: Der Empfänger hört oft eine andere Seite der Nachricht als die, die der Sender intendiert hat. Während der eine eine neutrale Feststellung macht – „Die Ampel ist grün“ – , hört der andere vielleicht eine Kritik – „Du bist ein/e schlechte/r Autofahrer/in“. Oder fühlt sich bevormundet. Und schon entstehen Konflikte – „Dann fahr doch selber, wenn Du alles besser weißt.“ 😊
Wie du das 4-Seiten-Modell im Alltag nutzen kannst
- Bewusst kommunizieren: Sei dir bewusst, dass du mit jeder Nachricht mehrere Botschaften sendest. Was möchtest du wirklich vermitteln?
- Genau hinhören: Versuche, die verschiedenen Seiten einer Nachricht zu erkennen, bevor du reagierst. Was könnte dein Gegenüber tatsächlich gemeint haben?
- Deine eigene Wahrnehmung reflektieren: Wenn dich eine Aussage triggert, frage dich: Welche Seite der Botschaft hat mich getroffen? Und ist das wirklich so gemeint?
Kommunikation bewusst gestalten
Das Modell der 4 Seiten der Kommunikation hilft uns, Kommunikation klarer zu verstehen – sowohl beim Senden als auch beim Empfangen. Wenn wir uns bewusst machen, dass jede Nachricht mehrere Ebenen hat, können wir Missverständnisse vermeiden und Gespräche positiver und effektiver gestalten. Also, beim nächsten Gespräch: Hör genau hin – vielleicht steckt mehr in der Botschaft, als du denkst!
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