Das Projekt ist total verfahren, alle sind gereizt, der nächste Entwurf ist noch lange nicht fertig, und kommende Woche steht der nächste Kundentermin an. „Würden wir agil arbeiten, wäre das nicht passiert“, meint da auch noch einer der Kollegen. Sehr hilfreich. „Ja wirklich. Und der Berliner Flughafen wäre auch schon fertig, wenn die agil gearbeitet hätten!“ Agil? Das ist doch irgendwas mit Scrum. Scrum kenne ich nur aus dem Rugby. Und ich dachte wir arbeiten hier gewaltfrei.
Was sind agile Arbeitsweisen eigentlich? Eignen sie sich für alles? Und sind sie das neue Allheilmittel für verfahrene Projekte und gegen Silodenken?
Agil. Das ist das Gegenteil von schwerfällig und unbeweglich. Wer wäre nicht gern so.
Agile Methoden sind leichtfüßig, brechen schwerfällige Planungen auf und machen Unternehmenskulturen möglich, die offen sind für Veränderungen – wenn diese Methoden gut und passend in Unternehmen und Teams eingeführt werden.
Woher kommen agile Methoden eigentlich?
Ursprünglich stammt das agile Projektmanagement aus der Software-Entwicklung, eine der bekanntesten Methoden ist Scrum. Scrum ist ein Rahmenwerk für Projekte, zu den Begründern gehören Ken Schwaber und Jeff Sutherland. Die Methode ist leichtgewichtig, einfach zu verstehen und bietet, mehr als in klassischen Projektmanagementprozessen üblich, einen Rahmen zur Entwicklung komplexer Produkte. Der Begriff Scrum kommt aus dem Rugby und bedeutet dort „angeordnetes Gedränge“, wenn die Mannschaften sich neu organisieren für den nächsten Spielzug. Die Spielrichtung ist vorgegeben, aber der Weg dorthin wird von den Spielern gemeinsam bestimmt.
Die agile Projektmanagementmethode Scrum ist eine Vorgehensweise mit
- einfachen Regeln
- wenigen Rollen
- Pragmatismus statt Dogmatik
- Selbstorganisation und Eigenverantwortung in interdisziplinären Teams
- Konzentration auf qualitative Arbeit anstatt auf Papierflut
- Offenheit für Änderungen während des Projekts
Entwicklungsschleifen und schrittweises Vorgehen sind charakteristisch für agile Prozesse, Veränderungen werden geradezu erwartet. Anpassungen im laufenden Prozess gelten als normal und werden von vornherein möglich gemacht. Es gibt keinen starren, zu Beginn festgelegten Fahrplan. Die Orientierung gibt die Vision und das Ziel.
Das Agile Manifest
Die Grundregeln zur optimalen Softwareentwicklungen und die Haltung in der agilen Zusammenarbeit findet ihr im agilen Manifest. Bereits 2001 wurde es veröffentlich: http://agilemanifesto.org/ . Diese vier Sätze charakterisieren die Haltung:
- Individuen und Interaktionen haben Vorrang vor Prozessen und Werkzeugen
- Funktionsfähige Produkte haben Vorrang vor ausgedehnter Dokumentation
- Zusammenarbeit mit dem Kunden hat Vorrang vor Vertragsverhandlungen
- Das Eingehen auf Änderungen hat Vorrang vor strikter Planverfolgung
Das bedeutet nicht, dass der Wert von Prozessen, Dokumentation, Vertragsverhandlungen und Plänen nicht anerkannt wird. Interaktionen, Funktionsfähigkeit, Zusammenarbeit und das Eingehen auf Änderungen werden aber mehr wertgeschätzt und es wird versucht, diese Werte immer in den Vordergrund zu stellen.
Die Werte im agilen Arbeiten
Wenn man agiles Arbeiten einführen möchte ist es wichtig, sich mit den zu Grunde liegenden Werten zu beschäftigen:
- Selbstverpflichtung. Zur Einhaltung von Pflichten.
- Respekt. Gegenüber Rollen, Aufgaben und Kompetenzen.
- Offenheit. Ehrliche Kommunikation und Ansprechen von Konflikten.
- Fokus. Zielgerichtete Arbeitsweise.
- Mut. Bezüglich Veränderungen und Ansprache kritischer Punkte.
Diese Werte, ihre Anerkennung und die Beschäftigung mit ihnen, gibt dem agilen Arbeiten die besondere Bedeutung. Es wird nicht einfach nur ein Projekt gemanagt. Allen ist bewusst, dass die Kultur des gemeinsamen Arbeitens einen enormen Einfluss darauf hat, dass die Teammitglieder gut miteinander arbeiten und sich mit all Ihrem Können einbringen können. Und damit darauf, wie sich ein Projekt entwickelt und ob es erfolgreich wird.
Mehr zu agilen Arbeitsweisen findet Ihr in der Rubrik New Work.