Das Düsseldorfer Unternehmen trivago, eine globale Hotelsuchplattform, ist seit der Gründung 2005 auf über 1.500 Mitarbeiter gewachsen und mit 55 Plattformen und Apps in 33 Sprachen weltweit vertreten. Vor meinem Interview mit trivagos Chief People Officer Anna Drüing, führt mich ihre Kollegin aus der Kommunikationsabteilung durch die trivago-Büros. Eine Mischung aus Großraumbüros und individuell gestalteten Meetingräumen, liebevoll eingerichteten „Telefonzellen“ bis hin zu Schlafkojen. Auf unserer Tour begegnen wir immer wieder Mitarbeiter-Grüppchen, eine steht zum Beispiel gerade mit Stift und Zettel um einen Schreibtisch herum und interviewt den dort sitzenden Programmierer. Es ist eine Art Schnitzeljagd. Der erste Tag für die neuen trivago-Mitarbeiter, die aus unterschiedlichsten Nationen kommen. Ein bis zweimal pro Monat startet am Montag bei trivago eine neue Onboarding-Woche – eine Woche lang erhalten die Newbies dann viele wichtige Infos, um sich gut im Unternehmen orientieren zu können.
Wichtiger Teil ist dabei die trivago-Kultur. Die Kultur und Werte machen den zentralen Kern der Arbeit bei trivago aus, alles passiert in Bezug hierzu. Die Werte stellt Anna Drüing mir in unserem Gespräch vor, das komplette Interview gibt es im Buch New Work Unplugged.
Eure Unternehmenskultur und eure Werte nehmen eine zentrale Rolle ein. Weshalb ist euch das so wichtig?
Als ich 2013 zu trivago kam, habe ich das Thema Organisationsentwicklung von Rolf Schrömgens [CEO und einer der drei trivago-Gründer, Anm. d. Verf.] übernommen. Das Unternehmen wuchs schnell – wir waren damals 300 Mitarbeiter – und Rolf war es wichtig, dass wir nicht politisch und bürokratisch werden, dass wir unseren Spirit beibehalten. Je mehr wir wachsen, desto wichtiger ist es, das im Auge zu behalten.
Wie seid ihr dafür vorgegangen?
Startpunkt war erst mal, die Kultur zu definieren, also einfach beobachten und aufschreiben, wie unsere Kultur ist. Praxisnah, so wie wir es wirklich leben. Ich habe viele Gespräche geführt und Workshops dazu gemacht mit allen, die Interesse hatten, daran mitzuwirken. Wichtig war uns, ein Resultat zu haben, das nicht verwässert ist. Dass jedes Element schlüssig ist und alle dahinterstehen. Daraus haben wir dann unsere Werte herauskristallisiert: Trust, Authenticity, Entrepreneurial Passion, Power of Proof, Unwavering Focus und Fanatic Learning.
Wie sehen die Werte im Detail aus?
Die Grundbausteine unserer Kultur sind Vertrauen und Authentizität. Alles basiert bei uns auf Vertrauen. Denn wenn das nicht da ist, kann vieles andere oft auch nicht funktionieren. Wir bringen generell allen Talents Vertrauen entgegen, von Beginn an. Wir haben Vertrauen in die Menschen und ihre Fähigkeiten. Das Miteinander ist uns ganz wichtig. Das ist die Basis.
Neben Vertrauen steht Authentizität. Wir glauben daran, dass Informationen vor allem dann fließen können, wenn man man selbst sein kann, keine Hemmungen hat. Es gibt hier kein „Sie“, keine Titel und keine Stufen. Je mehr Vertrauen da ist, je mehr man bei sich selbst ist, desto mehr fließen Informationen – so können tolle Ideen entstehen. Das fördern wir: eine Kultur des offenen Austauschs und der eigenen Meinung.
Ihr fördert also auch Auseinandersetzungen?
Genau, wir glauben, dass gerade Auseinandersetzungen wichtig sind und dass wir deswegen erfolgreich sind. Weil wir immer alle Perspektiven einbeziehen, unterschiedliche Meinungen haben und so zu besseren Ergebnissen kommen. Ohne Hemmungen, ohne zu denken, da wird mir etwas krummgenommen.
Eine Kultur, in der nicht nur über Erfolge berichtet wird, sondern auch über Fehler?
Wir unterstreichen „Macht Fehler und teilt diese mit anderen!“ Wir versuchen, genau das zu institutionalisieren, zum Beispiel mit unseren „Fuckup Fridays“. Das A und O ist ja im Alltag, dass man es lebt, dass auch die Leads Fehler zugeben und sagen, das ist hier normal. Ich mache Fehler, jeder ist ein Mensch. Vertrauen und Authentizität sind also die beiden Grundbausteine unserer Kultur. Dann folgen die Werte Entrepreneurial Passion, Power of Proof und Unwavering Focus.