Startup-Kultur. Welche Führung, welche Philosophie passt hier?
2007 gründete Dirk Graber das Unternehmen Mister Spex um Brillen und Kontaktlinsen über einen eigenen Online-Shop zu günstigen Konditionen anzubieten. Mittlerweile ist Mister Spex Europas führender Online-Optiker mit über 450 Mitarbeitern. Eine eigene Optikerwerkstatt in Berlin und mehr als 500 Partneroptiker gehören dazu.
Eva Nöll, Vice President Human Resources, war von 2009 bis 2019 dabei und gibt mir Einblicke in die Arbeitsweise und die Führungs-Philosophie bei Mister Spex.
Du bist VP Human Resources, Mitglied des Management-Teams und das alles in Teilzeit?
Genau, ich arbeite 30 Stunden pro Woche, bin also Teilzeitführungskraft. Ich bin Mutter, habe zwei Kinder, keinen Hund, keine Katze 🙂
Mister Spex ist in den letzten Jahren stark gewachsen, mittlerweile auf über 450 Mitarbeiter. Welche Herausforderungen hat das mit sich gebracht?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein Unternehmen in jeder Phase unterschiedliche Dinge braucht. Am Anfang konnte ich alles alleine machen, war der Ansprechpartner für alle, insbesondere auch für die Mitarbeiter. Es war sehr familiär. Das löst sich mit dem Wachstum ein wenig auf. Man braucht spezialisiertere Mitarbeiter und kommt irgendwann an den Punkt, an dem man sich überlegen muss, wie strukturiert man das Unternehmen weiter, welche Art von Führung macht Sinn. Und das, ohne eine zu ausgeprägte Hierarchie zu entwickeln.
Und – wie ausgeprägt ist diese Hierarchie bei Euch?
Wir haben schon eine Form von Hierarchie, im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups. Es gibt verschiedene Level im Unternehmen und verschiedene Karrierepfade. Wir sind überzeugt, dass wir das wegen der Größe und wegen der unterschiedlichen Standorte brauchen. Aber wir haben keine verschlossenen Türen, sondern Glastüren, die für jeden offenstehen. Vom Geschäftsführer bis zum Praktikanten, alle können sich mitteilen und alle befinden sich auf einem gleichen Gehörtwerden-Niveau. Das heißt, jeder hat das Recht, Feedback zu geben, zu nehmen, Dinge zu tun und kann auch seine Ideen verfolgen.
Wie würdest Du Euren Führungsstil beschreiben?
Im Herzen sind wir ein Start-up. Auch wenn wir nicht mehr so klein sind, unser Herz schlägt immer noch so und unsere Unternehmenskultur ist auch so. Wir versuchen, so viel wie möglich von diesem Start-up-Gefühl, diesem Familiären, dieser Hands-on-Mentalität zu erhalten.